Der große Sport ist tot

Zum Sportereignis dieser Tage

Der große Sport ist tot
Lasst uns ihn begraben.

Jetzt geht sie wieder los
Die Show in schönen Farben
Jetzt werden Bilder übernehmen
Was hohle Worte nicht vermögen
Der Unken Werk beenden
Mit Emotionen blenden
Ist viel schöner so. Und doch
Der große Sport ist tot.

Lass zum Konsumieren dich bewegen
Nie hat es Besseres gegeben
Soll man ein System begraben
Das uns so reich beschenkt
Mit Geld und tollen Waren
Mit Arbeit und Seelenplagen
Jetzt bitte keine weiteren Fragen
Sonst ist der große Sport bald tot.

Der Seelenplagen Herr zu werden
Hilft nur sich selbst bewegen
Im Laufschritt durch den Wald
Doch haben wir zu wenig Zeit
Und sind dennoch gern bereit
Dieser großen Show zu folgen
Die zum Vorbild doch nicht taugt
Wo sind die Ideale?

Nein, ich kann ihn nicht ertragen
Den Hype um ein Event
Das aus zwanzig Perspektiven
Uns doch nichts Echtes schenkt
Außer dem wir wollen entfliehen
Weil wir ihm schon täglich dienen
Ob wir wollen oder nicht
Es geht um Macht und Geld.

Der große Sport ist tot.

Nachtrag zum Beitrag in GedichtForm

Ich wollte gestern Abend wie gewohnt einen Textbeitrag zum anstehenden Sportereignis Olympia 2016 verfassen. Und obwohl ich so einiges loswerden wollte, vor allem Kritisches, hatte ich wohl so eine Art Schreibblockade und habe es deshalb einfach mal in Gedichtform versucht. Diesmal ging es auf diese Weise ausnahmsweise mal leichter. Es hat Spaß gemacht und schnell ging es auch noch. Wem es nicht gefällt, keine Sorge. Solche Verse werden eher die Ausnahme bleiben. Ich bevorzuge selbst den Text als Lektüre und schreibe deshalb auch in dieser Form. Beim nächsten Mal gibt es voraussichtlich wieder die gewohnten 1000 Worte.

Sebastian

 

 

 

 

8 thoughts on “Der große Sport ist tot”

  1. Lieber Sebastian,
    Dein Gedicht trifft bei mir auf jeden Fall den richtigen Nerv. Du beschreibst genau das, was mich an solchen Events stört, keine Nachhaltigkeit, die echten sportlichen Leistungen stehen nicht im Vordergrund, gerade im Bereich der Leichtathletik gibt es keinen Anreiz für Höchstleistungen, sprich keine Siegprämien, die die Profis motivieren und nur die wenigen Idealisten versuchen wirklich sich zu profilieren, und weshalb? Um danach Kasse zu machen bei Einladungswettkämpfen….schade….ein endloser Kreislauf ums Geld….

    Und dann noch das gestörte Vertrauen in die jeweiligen Leistungen. Sind die wirklich ohne Hilfe der Pharmafirmen zustande gekommen?

    Egal, ich werde für mich weiter sporteln und hoffe nur, dass ich nicht so viel von dieser Olympiade mitbekomme 😉

    Salut

    1. Lieber Christian,

      So werde ich es auch halten. Selbst Sport treiben und die Olympiade so gut wie es geht ignorieren. Schade nur, dass die Medien noch geschlossen mitspielen. Wenigstens gibt es auch schon eine kritische Berichterstattung.

      Mehr als das Doping ärgert mich noch der Umgang damit. Alles was das große Geschäft gefährdet muss ausgemerzt werden und seien es geläuterte Athleten oder die Aufdeckung und Sanktionierung von Dopingskandalen.

      Beste Grüße
      Sebastian

  2. Lieber Sebastian,

    du sagst es: der große Sport ist tot. Das große Medien-Event lebt. So wie alle großen Medien-Events. Unterhaltung halt. Ich denke auch, dass daran nichts Echtes mehr ist. Natürlich haben sich die Athleten vier Jahre lang vorbereitet, um auf den Punkt fit zu sein, viele ohne und einige mit unerlaubter pharmazeutischer Hilfe. Ich gönne auch jedem Ungedopten seine Top-Leistung. Aber das Ganze drumherum folgt einzig dem Ziel, ein dickes Geschäft damit zu machen.

    Würde das Spektakel noch den Effekt haben, mehr Menschen dazu zu bewegen, sich mehr zu bewegen, hätte es sogar sein Gutes. Ich zweifle aber an eine nachhaltig motivierende Wirkung solcher Events. Das war noch zu Zeiten von Steffi Graf und Boris Becker anders, als die Tennis-Vereine gerade wegen dieser beiden modernen Gladiatoren viel Zulauf hatten.

    Ich werd mir Olympia nicht anschauen, nicht mal die Laufwettbewerbe, warum auch? Ich laufe lieber selbst.

    Stell dir vor, es ist Medien-Event, und keiner schaut zu…

    Ob das einer merkt?

    Liebe Grüße
    Wolfgang

    1. Lieber Wolfgang,

      Ja, das wäre was. Ich wäre schon mit sinkenden Quoten zufrieden, so wie vor ein paar Jahren bei der Tour de France. Eine andere Sprache verstehen die sowieso nicht. Weniger Zuschauer hieße mittelfristig weniger Firmen, die bereit sind, in das Geschäft Olympia zu investieren. Diese Investition kann im übrigen schon heute nach hinten losgehen, wenn auch nur im kleinen.

      Heute Morgen habe ich in der SZ eine ganzseitige Anzeige einer Uhrenfirma gelesen, deren Produkt zumindest als kleiner Traum in meinem Hinterkopf war. Die Anzeige Hat bei mir schlicht diesen Traum vernichtet. Tun so als wäre alles wie immer, toller Sport, tolle Ideale und und und… Aber vielleicht war es ja auch nie anders. Jetzt jedenfalls ist es mir so offensichtlich, dass sich mein Intellekt beleidigt gibt 😉

      Beste Grüße
      Sebastian

  3. Lieber Sebastian,

    erst einmal zu deiner dichterischen Ader, das gefällt mir, auch wenn du daran zweifelst, dass es nicht gefallen könnte, es rundet mein Bild von dir positiv ab.

    Was die Olympiade angeht, sehe ich es grob wie du auch, das ganze Tamm-Tamm ist auch in meinen Augen überzogen, immer mehr, immer besser als der andere, das hat man schon bei der Eröffnungsfeier gesehen, die ich nur anhand von Fotos verfolgt habe.

    Aber hinter jedem Sportler steht ein Mensch, der sich jahrelang auf den Tag X vorbereitet, mit vollem Einsatz nur ein Ziel verfolgt, für mich unvorstellbar, weil ich nie den Drang nach oben verspürte. Für sie allerdings das Größte in ihrem Leben, dabei zu sein und eventuell auch eine Medaille mit nach Hause zu bringen.

    Für die, die sich Erfolge mit illegalen Mitteln verschaffen, empfinde ich allenfalls Mitleid und Wut, weil sie andere von den verdienten Plätzen verdrängen.

    Ansonsten – es lebe der Kommerz – wo nicht ? Leider !

    Vielleicht bin ich naiv, aber ich glaube irgendwie noch an den großen Sport, alleine schon der fleißigen, unbescholtenen Athleten wegen.

    Liebe Grüße von der Ostsee, derzeit ideal zum Laufen, Sonne, Wind, angenehme Temperaturen, nur noch ein paar Menschen zuviel ! 😎

  4. Liebe Margitta,

    Freut mich, dass es Dir gefällt, wenn ich auch mal beim Schreiben experimentiere 😉

    Und ja, um viele der Athleten tut es mir auch leid. Man stelle sich vor, da trainiert man jahrelang für das Ziel bei Olympia dabei zu sein und dann verderben einem Dopingaffären, Machtspielchen oder ein korruptes IOC den verdienten Lohn. Man wird unter Generalverdacht gestellt, es gibt keine Wettkampfberichterstattung ohne Zweifel mehr und in jedem Interview ist Doping ein Thema. Angenommen Du bist sauber dorthin gelangt, ist das natürlich sehr traurig.

    Ändert aber nichts. So wie es derzeit läuft, gehören die Spiele aus meiner Sicht ignoriert.

    Und großer Sport ist natürlich auch, wenn Kilian Jornet zusammen mit Jason Schlarb nach knapp 23h Hand in Hand beim schwersten amerikanischen 100-Meiler (Hardrock) über die Zielgerade laufen, wie kürzlich geschehen.

    Beste Grüße
    Sebastian

  5. Lieber Sebastian,

    Dein Gedicht kleidet die ganze Wahrheit des großen Sports in poetische Worte. Ich war zwar noch nie einer, der große Sportereignisse großartig verfolgt hat und werde es auch nie mehr werden. Die Seele des Sports wird unter Missachtung der Gesundheit der Sportler der Gier geopfert.

    Schade, dass eine die Völker verbindene, friedliche Weltveranstaltung so verkommen ist.

    Liebe Grüße
    Volker

    1. Lieber Volker,

      Ja, Du sagst es, das ist schade. Aber es heißt ja, der Sport sei nur ein Spiegel der Gesellschaft. Ich fürchte, da ist was dran. Auch wenn wir uns im Sport gerne als Ausnahme betrachten.

      Das gefällt mir übrigens auf den ganz langen Strecken viel besser. Da herrscht schon eine sehr entspannte und kameradschaftliche Stimmung. Da geht es primär um die persönliche Entwicklung und ich denke, das wird zukünftig in weiten Bereichen des Sports so werden. Wir sind medizinisch und wissenschaftlich betrachtet leider mittlerweile zu weit, um sich im sportlichen Sinne an absoluten Bestmarken zu begeistern. Im wissenschaftlichen Sinne mag das anders sein.

      Beste Grüße
      Sebastian

      Beste Grüße
      Sebastian

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