Das dicke Kind
Stell dir vor, Du hättest ein Kind, das den Tag am liebsten damit verbrächte, faul auf dem Sofa zu sitzen und zu naschen.
Stell dir vor, Du hättest ein Kind, das den Tag am liebsten damit verbrächte, faul auf dem Sofa zu sitzen und zu naschen.
Im Westen zeugt ein rotgelber Himmel von der gerade am Horizont verschwindenden Sonne, der ich die vergangene halbe Stunde noch mit verkniffenen Augen entgegengelaufen bin. Ich laufe gerne in die Sonne.
Oder sie kommt schräg von hinten, dann kann ich meinem Schatten folgen und je länger ich ihn beobachte, desto besser wird mein Bewegungsablauf. Als würden sich Schatten und Ego gegenseitig pushen. Lauf an einem Sommerabend weiterlesen
Mühelos Laufen. Das muss ein Witz sein.
Die Luft wiegt schwer vom Parfum der üppig blühenden Sträucher und Büsche, das Insekten zum Schwärmen und Läufer zum Stöhnen bringt.
Wie durch einen zu engen Strohhalm sauge ich die feuchte und seltsam schwere Luft in meine Lungenflügel. Sei es, weil ich nicht gründlich genug ausgeatmet oder tief genug eingeatmet habe, meine Sauerstoffzufuhr fühlt sich einfach ungenügend an, und das schon beim Traben.
Seit Jahren sinniere, experimentiere und schreibe ich über die Leichtigkeit des Laufens. Doch das kommt mir gerade ziemlich paradox vor… Feuchtwarmes Paradoxon weiterlesen
Grau scheint heute die bestimmende Farbe zu sein und leider auch zu bleiben. Seit heute Morgen warte ich darauf, dass es ein wenig freundlicher wird. Mittlerweile ist es Nachmittag und so langsam sollte ich mal los. Ein Blick aufs Thermometer offenbart nicht wirklich kalte 5 Grad. Was anziehen? Ich habe mich diese Woche schon einmal verschätzt, habe mich von ein paar Sonnenstrahlen verleiten lassen und dann gefroren.
Die ersten Schritte durch den Ort offenbaren, was Schnee und Frost seit Jahresbeginn verdeckt und konserviert haben. Tonnenweise Rollsplitt, letzte Reste des Sylvesterfeuerwerks, weggeworfenen Müll und – mein ganz persönlicher Favorit – haufenweise Exkremente von Lieschen Müllers und Wastl Schmidts schwanzwedelndem Liebling… Ein Lauf im Februar weiterlesen
Viel Zeit? Schon der Titel meines Beitrags lässt einen Fehler des Autors vermuten. Oder soll das eine Provokation sein? Wer hat heute schon Zeit, und dann auch noch viel davon?
Wer gerne lange Strecken läuft, der kann gar nicht genug Zeit haben. Der kämpft um die tägliche Lücke dafür, der beschwört am Wochenende Ärger mit der Partnerin herauf, wenn der Long Run zum wiederholten Male mit dem Familienausflug kollidiert. Der tut alles für mehr Zeit.
Doch manchmal hat man als Läufer auch einfach zu viel davon… Viel Zeit weiterlesen
Mein letzter Beitrag im Jahr 2016 soll ein schlichtes Plädoyer für Mut und Freiheit sein.
Für das kommende Jahr wünsche ich uns und allen sonst so vernünftigen Mitmenschen mehr Mut. Ich bin überzeugt, wir brauchen das jetzt…
Das Laufen ist im Grunde eine einfache Tätigkeit. Nachdem wir es uns in der Kindheit mühelos aneignen und intuitiv richtig machen, scheint es danach der schwierigste Part zu sein, es mangels Ausübung nicht wieder zu verlernen.
Der große Sport ist tot
Lasst uns ihn begraben.
Jetzt geht sie wieder los
Die Show in schönen Farben
Jetzt werden Bilder übernehmen
Was hohle Worte nicht vermögen
Der Unken Werk beenden
Mit Emotionen blenden
Ist viel schöner so. Und doch
Der große Sport ist tot.
Lass zum Konsumieren dich bewegen
Nie hat es Besseres gegeben
Soll man ein System begraben
Das uns so reich beschenkt
Mit Geld und tollen Waren
Mit Arbeit und Seelenplagen
Jetzt bitte keine weiteren Fragen
Sonst ist der große Sport bald tot.
Der Seelenplagen Herr zu werden
Hilft nur sich selbst bewegen
Im Laufschritt durch den Wald
Doch haben wir zu wenig Zeit
Und sind dennoch gern bereit
Dieser großen Show zu folgen
Die zum Vorbild doch nicht taugt
Wo sind die Ideale?
Nein, ich kann ihn nicht ertragen
Den Hype um ein Event
Das aus zwanzig Perspektiven
Uns doch nichts Echtes schenkt
Außer dem wir wollen entfliehen
Weil wir ihm schon täglich dienen
Ob wir wollen oder nicht
Es geht um Macht und Geld.
Der große Sport ist tot.
Wolfstrab
„Als der Mond über den Hügeln aufstieg und die Ebene mit milchigem Licht übergoß, sahen die Dorfbewohner (…) wie Mogli (…) in langem Wolfstrab dahinzog, mit dem gleichmäßigen Trott, der lange Meilen wie Feuer verschlingt.“ (Rudyard Kipling, Das Dschungelbuch)
Wo letzte Woche noch ein Weg war, ist jetzt nur noch ein Pfad. Hochwachsende Gräser – mit unzähligen kleinen Blüten in blau und gelb durchsetzt – säumen ihn und machen sich daran auch die verbliebenen Zentimeter zu erobern. Allein die zahlreich in der Pfadmitte versammelten Kieselsteine halten noch dagegen.
Von feuchtwarmer Luft umhüllt laufe ich durch die üppige, ja fast schon überladene und dampfende Natur. Im Wolfstrab durch die Farbenpracht weiterlesen
Mehr als 25 Jahre unterwegs auf der langen Meile
Pacific Crest-, Continental Divide- und Appalachian-Trail – so heißen die drei großen Fernwanderwege der USA, die für mich nach der Lektüre von „Laufen, Essen, Schlafen“ von Christine Thürmer zu Sehnsuchtsorten geworden sind – wieder einmal.
Vergangene Woche bin ich mit meinem Cousin Michael unterwegs ans Krankenbett eines lieben Verwandten, der leider unheilbar erkrankt ist. Ich habe meinen Cousin ein paar Jahre nicht gesehen und trotzdem stellt sich sofort diese unvergleichliche Vertrautheit ein, die man nur mit nahen Verwandten erlebt. Mit Michael verbinden mich aber auch prägende Erinnerungen an ziemlich coole Radreisen in den Jahren 1990 bis 1992, die wir jetzt wieder auffrischen.
Jetzt, in Nachbetrachtung dieses seltsam fröhlichen Tages am Krankenbett meines Onkels, wird mir klar, wie sehr sich gerade die letzte gemeinsame Radreise noch heute auf meine Sehnsüchte und Interessen auswirkt, darunter auch das Laufen. Auf der langen Meile weiterlesen